Historisches der Grundschule Kniebis
Die Schule auf dem Kniebis anno dazumal
entnommen den Aufzeichnungen von Herrn Willi Bidermann, Pfarrer i.R. und Buchautor , anlässlich der Ausstellung im Jahr 2002: „135 Jahre Schule und Kirche auf dem Kniebis".
Finanzierung von Schule und Betsaal
Nachdem der Baubeschluss im Gemeinderat Baiersbronn am 28.März 1866 gefasst und alle Baugenehmigungen eingeholt waren, ging man an die Finanzierung.
Man rechnete mit einem Gesamtaufwand von ca. 12.000 Gulden. Da Freudenstadt 2.000 Gulden zugesagt hatte, beschloss man die Aufnahme eines Kredits von
10.000 Gulden bei der Lebensversicherungsbank in Stuttgart. Den Bauplatz hatte man ja für nur 400 Gulden günstig erworben, da man das alte Schulhaus „drangeben" konnte, das man zuvor 1853 vom Staat geschenkt bekommen hatte. Rücklagen für den Bau einer Schule und eines Bethauses auf dem Kniebis hatte die Gemeinde Baiersbronn keine, im Gegenteil, sie hatte ca. 25.000 Gulden Schulden.
Dann genehmigte die Kreisregierung der Gemeinde am 29.Mai 1866 eine Kreditaufnahme von 35.000 Gulden mit 15-jähriger Laufzeit. Die sollten nicht nur zur Umschuldung, sondern zur „Deckung der Kosten der Erbauung eines Schul- und Bethauses in der Parzelle Kniebis" aufgenommen werden dürfen.
Dann aber kam der Krieg!
„Die Realisierung dieses Planes scheiterte an dem in der Folge des ausgebrochenen Krieges bei allen Geldinstituten eingetretenen Geldmangels und sah man sich später veranlasst, zur Deckung des mutmaßlichen Defizits der laufenden Verwaltung der Gemeindepflege um Erlaubnis zur Aufnahme von 35.000 Gulden gegen gewöhnliche Verzinsung nachzusuchen, was auch durch Dekret der K.Kreisregierung vom 23.August des Jahres gestattet wurde unter der Bedingung, dass zur Tilgung dieser Schuld ein geeigneter Zeitpunkt für die vorbehaltenen 2700 Klafter Holz bestimmt bleiben müsse. Inzwischen wurde von dieser Erlaubnis nur soweit Gebrauch gemacht, dass Anleihen im Betrag von 24.670 Gulden aufgenommen wurden.
Von den älteren Schulden wurde im Laufe des Sommers ein Posten gekündigt und heimbezahlt, worüber noch verbleiben 23.900 Gulden Schulden."
So steht es im Protokoll des Baiersbronner Gemeinderats vom 14.Dezember 1866.
Der gesamte Schuldenstand betrug 44.270 Gulden.
Weil aber vor der Bürgergemeinde die Aufgabe der Erbauung einer Kirche in Mitteltal und eine Reparatur an der Baiersbronner Kirche stand, wurde beschlossen: „Zur Tilgung sämtlicher Schulden der Gemeinde ein Anlehen (Kredit) von 50.000 Gulden der K.Kreisregierung zu erbitten", und dieses wurde auch gewährt. Damit war man wieder flüssig und das war wohl auch der Grund, weshalb man ab Mai 1867 daranging, aus dem im Rohbau befindlichen Kniebiser „Betsaal" nun eine „Kirche" zu machen, eben mit Altar, Kanzel, Taufstein und Paramenten. Auch die Glocke, die ursprünglich offenbar auf dem Dach des Schulhauses aufgesetzt werden sollte, fand nun ihren würdigen Platz auf dem Kirchengiebel.
Neue Schule: Nur ein Schulsaal!
Eine neue Schule, das hört sich gewaltig an, dennoch wurde nur ein Schulsaal für alle 7 Klassen von ca. 58 qm gebaut. Im ersten Stock, wo heute die Klassen 3 und 4 unterrichtet werden, war die Schulmeisterwohnung.
Es wurden aber nicht alle 65 Schüler der 7 Klassen von dem einen Schulmeister zur gleichen Zeit unterrichtet, sondern in der Oberklasse die Schüler der Klassen 4-7 im Alter von 10-13 Jahren, in der Unterklasse die Schüler der Klassen 1-3 im Alter von 9-11 Jahren.
Sommerschule und Winterschule
Im Sommer (April - August) wurden nur 4 bis 41/2 Stunden unterrichtet, beginnend mit der Oberklasse von 7 Uhr bis 9.30 Uhr, in der Unterklasse von 9.30 Uhr bis 11.30 Uhr, damit die Schüler in Haus und Feld tüchtig mitarbeiten konnten.
Im Winter (September – Mai) hatte die Oberklasse 3 Stunden Unterricht, von 8 Uhr bis 11 Uhr, die Unterklasse von 13 Uhr bis 15 Uhr, wobei die Schulstunde eine volle Stunde war.
Schulgebet
Die Schule wurde mit einem Gebet und einem Choral begonnen. Das Schulgebet hatten die Schüler reihum zu sprechen:
„Höchster Gott durch deinen Segen
konnt' ich fröhlich und gesund
diese Nacht zurückelegen,
also preist dich Herz und Mund;
denn du willst für alle Treu
nichts als dass man dankbar sei."
Sitzordnung
Mädchen und Jungen sitzen separat durch einen Gang getrennt nach schulischen Leistungen in jeder Klasse.
Der beste Bub und das beste Mädchen waren „erscht gehockt".
Wurde eine Schüler zurückgestuft, gab es oft bittere Tränen.
Strafen
Störungen des Unterrichts, aber auch schlechte Leistungen, wurden mit dem Rohrstock, dem „Tatzenstecken" geahndet.
Die Mädchen bekamen auf die Hand ihre „Tatzenschläge". die Buben auf den Hosenboden „Hosenspanne".
Schulversäumnisse
Diese waren lange Zeit sehr hoch; oft waren die schlecht ernährten Kinder „kränklich", manchmal die weiten Schulwege unzumutbar, oft war es auch die Kinderarbeit, die man für nötiger hielt als die Schule. Einige der armen Kinder wurden sogar in auswärtigen Orten „verdingt" als Hütebube und kleine Knechte oder als kleine Mägde.
Schulmittel1867
Nur die Kinder der besser gestellten Eltern hatten einen Schulranzen, die anderen trugen ihre Schiefertafel und den Griffel in einem Stoffsack. Erst in der Oberstufe gab es Hefte. Den Federhalter tauchte man in ein Tintenfässchen. Die korrigierten Hefte lagen vorne auf dem Lehrerpult. Lagen sie mit der Kopfseite nach unten, wurde der Schüler herausgerufen und es gab zuerst einmal ordentlich Schläge!
Ein Vesperbrot hatte kaum ein Schüler.
Schulglocke
Bis 1799, als die ehemalige Klosterkirche abbrannte, befand sich am Kirchturm eine Kirchenuhr. Eine solche gab es erst 1922 wieder, als man auf die Kirche einen Turm baute. Da Anfang des 19. Jahrhunderts kaum eine Kniebiser Familie eine Uhr zuhause hatte, war die Schulglocke lebenswichtig. So baute man 1826 auf das alte Zollhaus, in dem im ehemaligen Jägerstüble der gemietete Schulsaal war, ein Türmchen. Zu dieser Zeit goss man die Restglocke von 1799 in Friedrichstal zu einer Glocke um. Als diese dann 1849 wieder zu Bruch ging, und niemand eine neue Glocke bezahlen wollte oder konnte, spendete Königin Olga 1850 eine Glocke.
Chronik der Grundschule Kniebis zum 100-jährigen Jubiläum
von Hans Hollmann
Lückenhaft ist die Reihe der Lehrer, die an der Volksschule im württembergischen Dorf Kniebis tätig waren, denn eine Chronik fehlt. Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums 1966 soll doch derer gedacht werden, die hier gearbeitet haben, um die Schüler, Buben und Mädchen, in die Grundkenntnisse der Kultur einzuführen, ihnen Rechnen, Schreiben und Lesen beizubringen. Höhere, vielleicht wissenschaftliche Gedankenflüge sind nur mit den Flügeln dieser Kulturgüter durchführbar.
Als den ältesten, mir bekannt gewordenen Lehrer kann ich Herrn Brucklacher nennen, der vor 1900, also noch in der guten alten Zeit, der Kaiserzeit, ohne Motoren- und Starfighterlärm, der einen zu kurzen lärmbedingten Pausen im Unterricht zwingt, hier auf dem Kniebis unterrichtete.
Wahrscheinlich folgte ihm der Lehrer Michael Riehle (der Hühner-Michael von der Hühnerfarm) 1901-1911, der sich Mühe gab auf dem steinigen Schulhofgelände zu ackern, denn damals war der Lehrer noch nicht so bezahlt, dass er ohne Weiteres gut leben konnte, denn außer Hühnern konnte man im Schulhaus keine Viehzucht treiben.
Etwa um 1912 zog der Lehrer Gustav Heller auf dem Kniebis ein. Auf Herrn Heller folgte der Lehrer Buck, der sich bis 1934 hier aufhielt.
Der Kniebis und der Skisport erreichten durch den skibegeisterten Sportlehrer Richard Ade einen unüberbietbaren Höhepunkt. Leider wurde er, wie sein Kollege Otto Weber, 1939 bei der Mobilmachung eingezogen und blieb im Krieg.
Die Kriegsjahre brachte einen häufigen Wechsel der Lehrer. 17-jährige Lehrer, die ihr 1. Examen noch nicht hatten, wurden der Lehrernot wegen eingesetzt, um darauf bald wieder eingezogen zu werden.
Von 1939-1945 unterrichteten Frl. Potsch aus Stuttgart-Kaltental, Lehrer Koch, ein Sportlehrer, der bei den Gebirgsjägern fiel und Lehrer Brandauer. Der pensionierte Lehrer Brändle unterrichtete ab 1942. Er hatte im dritten Reich den Mut, den Schülern das Negative von Hitlers Diktatur aufzudecken. 1946 kam Herr Nübel dazu.
Ihnen folgten die Lehrer Dölker in der Unterklasse und Pardeike in der Oberklasse. Dann lehrten Herr Gutbrod (Oberklasse) und Herr Pardeike (Unterklasse) bis 1959. In den Jahren 1959 und 1960 Lehrer Wurster, 1960 und 1961 Frau Benda, 1961 bis 1963 Herr Lörcher, 1963 bis Dezember 1966 Herr Hollman (Oberklasse) und Herr Zimmermann (Unterklasse).
Zum österlichen Schuljahreswechsel 1963 schickte das Oberschulamt Tübingen zwei Lehrer in die evangelische Bekenntnisschule im württembergischen Dorf Kniebis: Bernd Zimmermann unterrichtete die Schuljahre 1 bis 4 im unteren Schulsaal. und Hans Hollmann die Schuljahre 5 bis 8 im oberen Schulsaal. Im badischen Kniebis war ebenfalls eine Schule mit einem Lehrer, der die Klassen 1 bis 8 unterrichtete.
Das erste Kurzschuljahr Ostern bis Advent brachte eine tiefgreifende Veränderung: Das 9. Schuljahr wurde im Advent eingeführt und die 7.- bis 9.-Klässler in die Hauptschule nach Freudenstadt gefahren. Lehrer Hollmann mit dem Schuljahr 1 bis 6 in der Kniebisschule mit 43 Schülern allein. Ab August 1967 war nur noch die Grundschule in der württembergischen Schule.
Um zu verhindern, dass auch die Grundschüler nach Freudenstadt fahren müssen kamen ab August 1972 die Schüler des badischen Kniebis in die württembergische Schule. Lehrer Gerhard Wenzel übernahm die Schulleitung und das erste und zweite Schuljahr, Hans Hollmann hatte das dritte und vierte Schuljahr. 1992 ging Herr Wenzel in den Ruhestand.
Im Schuljahr 1991/92 hatte Frau Jutta Braun das 1. Schuljahr betreut und übernahm 1992 die Schuljahre 1 und 2. Herr Hollmann bewarb sich um die Schulleiterstelle und erhielt die Zusage. Im August 2001 ging auch Herr Hollmann in den Ruhestand.
Die Schule wird seit dem Schuljahr 2001/02 als Außenstelle der Hartranft-Grundschule Freudenstadt von Herrn Günter Braun geführt, der für die Klassen 3 und 4 zuständig ist.
Seit dem Schuljahr 2011/2012 ist Marion Schönbrunn die Klassenlehrerin für die Jahrgangsmischung 1/2.
Auch 2015 sollte verhindert werden, dass die Grundschüler nach Freudenstadt fahren müssen. Deshalb wurde eine Familienklasse eingerichtet. Dies bedeutet, dass die Jahrgangsstufen eins bis vier in einer Klasse unterrichtet werden.